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ANSTATT DIR

Wir, die Generation Y, sind jene Mittzwanziger bis Mittdreißiger, die im Frieden aufgewachsen sind, früh das Internet kennengelernt und fast unbegrenzte Reisefreiheiten gewonnen haben. Wir sind in dem Bewusstsein großgezogen worden, etwas Besonderes zu sein. Wir sind viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt und Selbstverwirklichung ist unser großes Projekt.Wir wurden in einer Zeit der unendlichen Möglichkeiten geboren, die zu einer Welt der unendlichen Unmöglichkeiten wird. 

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In einer Konsumgesellschaft müssen wir als Konsumenten stets unzufrieden mit uns selbst und unserer Umwelt sein, sonst funktioniert das System nicht. Wir können uns vor lauter Möglichkeiten nicht mehr entscheiden und beginnen mit Menschen genauso umzugehen wie mit Produkten. Wir sind gezwungen stets ohne Rücksicht auf Verluste etwas Besseres zu erstreben. Wenn etwas gut ist, so ist es uns nicht gut genug, denn es könnte noch besser sein. Es muss anderswo etwas Besseres geben: einen besseren Job, einen besseren Partner, ein besseres Leben. 

 

Gerne werden wir als die „Generation beziehungsunfähig“ abgestempelt. Das Traurige daran: wir haben diesen Stempel kopfnickend akzeptiert und nutzen dieses Vorurteil als selbstverständliche Ausrede um unseren fraghaften Lebensstil zu rechtfertigen.

Wir wollen zwar nicht alleine sein, wollen uns aber auch nicht binden. Wir wollen autonom bleiben und uns nicht anpassen müssen. Man lebt doch nur einmal, also lieber nicht binden. Lieber nicht festlegen. Lieber nicht fühlen. Lieber nicht lieben. Wir sind doch unabhängig und emotionslos.

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In meiner fotografischen Arbeit „Anstatt Dir“ werden Bindungsängste und Beziehungsunfähigkeit auf ironische Art und Weise beleuchtet. Der potenzielle Partner wird von Alltagsgegenständen verdeckt, frei nach dem Motto: "Anstatt Dir ist hier nur ein Blumentopf, ein Vogelhaus oder ein Haufen Laub." 

Inspiration fand ich hierfür vorallem in Erwin Wurms, Sophie Calles, Monica Menez‘ fotografischen Arbeiten, welche sich dem Stilmittel bedienen, Köpfe von Personen zu überdecken. 

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Einige der Fotografien sind inszeniert, andere nachbearbeitet. Doch genau das löse ich nicht auf. Der Betrachter darf an den Fotografien hängen bleiben und sich fragen, wo die verschwimmende Grenze zwischen Inszenierung und Bearbeitung ist. Das führt nicht nur zu einer objektiven, sondern auch zu einer subjektiven Auseinandersetzung mit der jeweiligen Fotografie und somit auch der Thematik.

 

Mein persönliches Ziel war es, Bilder entstehen zu lassen, welche den/die Betrachter/in zum Schmunzeln bringen. Er/Sie darf sich ertappt, aber nicht ermahnt fühlen. Da es nicht meine Absicht ist, die Moralpeitsche zu schwingen, ging ich dieses Thema mit einem Augenzwinkern an. Es geht mir schlichtweg darum, aufzuzeigen, dass wir uns das Leben meist selbst unnötig kompliziert machen. Ich habe mich in den letzten Jahren persönlich sehr viel mit dieser Thematik auseinandergesetzt und frage mich schon lange wo hohe Ansprüche aufhören und unerreichbarer Perfektionismus beginnt.

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Fotos und Infos zur Ausstellung findet ihr auf meinem Blog.

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